Burggrafenamt - Männertracht und sonntägliche Frauentracht
Die Tracht des Burggrafenamtes, eine der schönsten und eigentümlichsten, die heute noch — wenn auch jetzt nicht mehr ganz allgemein — getragen wird, soll auch in der Reihe der Erneuerung nicht fehlen. Denn eine wirksame Erneuerung kann nur gedeihen, wenn, sie sich mit dem Trachtengut, wie es noch hier getragen wird, zu einer Einheit verbindet. Die Burggräfler Tracht ist ein überzeugendes Beispiel, dass auch die Männertracht erhalten und lebendig ist.
Bewahrt geblieben ist, seit etwa zweihundert Jahren, das „wollene Hemat", die Joppe aus braunem Loden, mit den schön geschwungenen, breiten, roten Aufschlägen an den offenen Vorderbahnen. Vorderteile und Rücken haben eine Querteilung. Im Rücken ist ein gerade-fallendes Schößl angesetzt, das in zwei Palten gelegt ist.
Die Langhose aus schwarzem Loden hat einen Latz, der am Hosenbund und am Träger festgeknöpft wird. Zur Langhose gehört die schwarze Samtweste, die mit einem kleinen Streublumenmuster durchwebt oder auch handgestickt ist. Für besondere Festlichkeiten wird die ältere Tracht getragen: Es ist dies die Tracht mit der kurzen Lederhose, den weißen Kniestrümpfen und schwarzen Niederschuhen. Dazu gehört das rote Leibl. Der grüne „Hosenheber" hat sich — wie das „wollene Hemat" — seit ungefähr zwei Jahrhunderten nur wenig geändert. Er ist in V-Form aus etwa 8 cm breiten, grünen, in kleinen Mustern durchwebten Trachtenborten gearbeitet und wird mit Leinen gefüttert. Beim Hemd, der „Pfaidt", aus weißem Leinen, sind die Ärmel in schöner Weite geschnitten und am Handgelenk reich gefältelt in Bündchen gefaßt. Der Hut ist aus feinem, schwarzem Filz mit mehrreihiger Schnurverzierung in Rot oder Grün, je nachdem, ob der Träger ledig oder verheiratet ist.
Die Tracht der Frauen ist aus dem „Tschoap" zu einem ganzen Gewand geworden. Es ist aus schönen Wollstoffen oder Brokaten in dunkleren Farben, auf unserem Bild in einem tiefen Weinrot. Sie wird in dieser Form als Sonntagstracht oder als sonntägliche Wintertracht getragen. Das Leibl ist anliegend geschnitten und hat reichgezogene, weichfallende Ärmel, die sich vom Ellbogen ab verengen und am Handgelenk mit einer breiteren, schwarzen Samtblende abschließen. In den Halsausschnitt ist ein kleines Tüchl aus feinem Leinen eingelegt.
Über dem Leibl wird ein seidenes Fransentuch getragen, das schön gefältelt und durch eine Brosche gehalten wird. Der Kittel ist in reicher Reihung dem Leibl angearbeitet und kann am untern Rand mit etwas hellerem Rot ungefähr 12 cm hoch nach innen besetzt sein. Die seidene Schürze stimmt in ihrer Farbe mit Gewand und Tuch überein. Neben der „Tschoapen-Form" mit den langen Ärmeln gibt es für sommerliche Tage auch einen Leiblkittel aus schwarzem oder dunklerem Wollstoff ohne Ärmel, der mit einem weißen Hemdl getragen wird. Auch zu diesem Leiblkittel werden Tücher und Schürzen in heller Farbe getragen: Je nach Gelegenheit baumwollene Schürzen und Tücher mit einem feinen Handdruckmuster — Tücher mit Randmusterung — oder Fransentücher aus Seide. Bei den Fransentüchern soll darauf geachtet werden, daß die Fransen aus Seidengarn (keine Kunstseide) nicht zu lang sind, damit das Mieder in seiner schönen, anliegenden Form sichtbar bleibt.
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