Verband der Südtiroler in Oberösterreich

Das Zeitalter Napoleons

 

Die Schlagworte der 1789 mit dem Sturm auf die Bastille begonnenen Französischen Revolution - Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - harten gesellschaftlich weit reichende Auswirkungen, politisch konnten jedoch bei weitem nicht alle Forderungen durchgesetzt werden, denn am Ende der Franz. Revolution stand wieder eine Alleinherrschaft - die Diktatur Napoleons, der ab 1804 auch Kaiser der Franzosen war. In die Zeit Napoleons fiel auch der einzige Abschnitt bis 1918, in dem die Habsburger nicht die Grafen von Tirol waren.
 
 

Napoleon Bonapate
 
 
1803 wurden im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses viele geistliche Fürstentümer säkularisiert (d.h. verweltlicht und damit aufgelöst). So gelangten die Fürstentümer der Bischöfe von Brixen (17 Quadratmeilen, 25800 Einwohner) und der Bischöfe von Trient (65 Quadratmeilen, 146000 Einwohner) an Tirol. Seit diesem Jahr war Tirol bis 1815 in 6 Kreise eingeteilt: Schwaz (Unterinntal), Imst (Oberinntal und oberer Vinschgau), Bregenz, Bruneck (Pustertal, oberes Eisacktal), Bozen (unteres Eisacktal, Etschtal bis Salurn, Burggrafenamt, unterer Vinschgau), Trient und Rovereto ("Welschtirol" oder "Welsche Confinen", von den Italienern "Trentino" genannt). Ab 1850 gab es nur mehr 4 Kreise: Innsbruck, Bregenz, Brixen (Deutsch-Südtirol), Trient (Welschtirol).
 
 
Wesentliche Änderungen erfolgten im Zuge der Koalitionskriege gegen Napoleon. Im 1. Koalitionskrieg (1796/97) kam es zu Gefechten bei Bozen und Brixen, auch im 2. Koalitionskrieg (1799-1801) marschierten französische Truppen durch Südtirol. In diese Zeit fiel auch die Entdeckung der Gesteinsart Dolomit durch den französischen Offizier Deodat Gratet de Dolomieu (1801), die Benennung erfolgte durch den Geologen de Saussure aus Genf, und bald verbreitete sich der Landschaftsname Dolomiten.
 
 
 
Deodat Gratet de Dolomieu 1750 - 1801 - Namensgeber der Dolomiten
 
 
Im Frieden von Preßburg (1805), der den 3. Koalitionskrieg beendete und von Napoleon diktiert wurde, gingen Tirol und Vorarlberg an Bayern, venezianische Gebiete an Italien. Brutale Maßnahmen folgten: Einführung einer Kopfsteuer, Abwertung des Papiergeldes, Verbot des Namens Tirol (— Südbayern), Enteignung kirchlicher Güter, Auflösung kirchlicher Schulen, Soldaten sollten bayrische Soldaten werden,... Diese Übergriffe entfachten Wut, Gedanken zur gewaltsamen Befreiung von der Fremdherrschaft wurden immer stärker - und der richtige Mann erschien auf der Bildfläche -Andreas Hofer(1767-181O).
 
 
Andreas Hofer aus dem Passeier, Gastwirt (Gasthof "Am Sand" zwischen St.Martin und St. Leonhard), war am Beginn des Aufstandes 41 Jahre alt und überall bekannt und beliebt. Leitbilder waren Gott und Kaiser, seine Eltern verlor er schon sehr früh. Er war voller Hingabe an sein vaterländisches und religiöses Ideal. Den Beginn des Aufstandes bildeten die ersten siegreichen Gefechte und die Eroberung Sterzings. Am 27. April 1809 eroberte er Innsbruck, 3000 Bayern mußten sich ergeben. Bald jedoch erfolgte der Rückschlag der Bayern, am 19. Mai zogen sie wieder in Innsbruck ein. Es erfolgte eine emeute Mobilmachung Hofers, sein Hauptquartier war der Gasthof Kerschbaumer am Brenner. Unterführer waren unter anderen Joseph Speckbacher aus Rinn, Peter Mayr, der Wirt an der Mahr im Eisacktal, Hofers Adjutant Major Eisenstecken und der Kapuzinerpater Joachim Haspinger. Haspinger (1776 -1858) war bekannt für seine starke Vaterlandsliebe, sein unbändiges Temperament, seine bildhaften Predigten. Er war tapfer, volksverbunden und kriegserfahren.
 
 
 
 
Andreas Hofer
 
Die bayrische Fremdherrschaft erfand immer neue Schikanen speziell auf religiösem Gebiet (Verbot von Wallfahrten, Verbot der Mette, Ernennung der Pfarrer durch den Staat, Beschlagnahme von Klöstern,...), so daß er bei den Kämpfen als Feldkaplan immer an der Front war und dort Zuversicht verbreitete. Im Mai und Juni 1809 folgten einige Schlachten am Berg Isel. In diese Zeit fiel auch die erste Niederlage Napoleons bei Aspern (25. Mai), die ihm durch den Habsburger Erzherzog Karl zugefügt wurde. Auch die Tiroler siegten am Berg Isel, und Kaiser Franz I von Österreich gab eine Garantieerklärung ab, Tirol nicht im Stich zu lassen, doch bereits einige Monate später schlug Napoleon zurück. Er besiegte die Österreicher bei Wagram (6. Juli), im folgenden Waffenstillstand wurde die Räumung von österreichischen Truppen festgelegt. Napoleon setzte 25000 Mann in Tirol ein. Innsbruck wurde wieder erobert.
 
 
In anderen Schlachten siegten jedoch die Tiroler, und am 15. August wurde Innsbruck bzw. Tirol zum dritten Mal befreit - dieses Mal nur vom Tiroler Volk ohne Unterstützung kaiserlicher Truppen, ihr Gegner war auch nicht irgendein bayrischer General, sondern der bekannte französische Marshall Lefebvre. Napoleon sah sein Prestige geschädigt, im Frieden von Schönbrunn (14. Oktober 1809) gingen erneut Tiroler Gebiete an Bayern, und Napoleon marschierte mit 50000 Mann in Tirol ein und besiegte die Tiroler am Berg Isel. Andreas Hofer wollte aufgeben, wurde jedoch von Freunden, besonders vom fanatischen Haspinger (er flüchtete nach der endgültigen Niederlage und legte seinen Ordenshabit ab, wurde 1811 Weltpriester in der Diözese Wien und starb 1858, begraben ist er neben Andreas Hofer in der Innsbrucker Hofburg), aufgestachelt und erneut zum Widerstand überredet.
 
 
Am 1. November gab es die entscheidende Niederlage am Berg Isel, das Ende der Aufstände trat im Laufe des Novembers ein. Hofer flüchtete auf die Pfandleralm, wo er sich bis zur Gefangennahme versteckte. Am 2. Jänner 1810 besuchte ihn Franz Raffl, er verriet den Sandwirt, am 27. Jänner wurde Hofer gefangen genommen und nach Meran gebracht. Nach einer Gerichtsverhandlung wurde das Todesurteil am 20. Februar 1810 in Mantua vollstreckt, auch sein bekannter Mitstreiter Peter Mayr wurde hingerichtet.

 


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