Verband der Südtiroler in Oberösterreich |
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Südtirol im Mittelalter
Der Untergang des Weströmischen Reiches 476 war nur eine Folge der germanischen Völkerwanderung. Viele Völker durchzogen das Gebiet: Langobarden, Üstgoten (Theoderich), Slawen, später Alemannen und Franken. Die Bayern setzten sich gegen all diese Völker durch, nach dem Verschwinden der Römer setzten sie die wesentlichen Akzente. Auch die katholische Kirche hatte sich mittlerweile durchgesetzt, das 1. Kloster in Südtirol wurde 769 in Innichen zu Ehren des Hl. Korbinian und Candidus gegründet. Im Laufe der Zeit entwickelte sich auch eine neulateinische Sprache, das Ladinische.
Schon lange hielt sich im heutigen Tirol die Grafschaftseinteilung: Im Inntal gab es drei Grafschaften, weiters eine Grafschaft im Norital. Eigene Grafschaften bildeten der Vinschgau und das Pustertal. Das Bozener Unterland gehörte zur Grafschaft Eppan, Osttirol zu Kämten und das Ausferngebiet zum Herzogtum Schwaben. Mit der Landnahme ab dem 6. Jhdt. übernahmen die Bayern die führende Stellung in Tirol. Erste "Persönlichkeit" war Bischof Arbeo (764-783), der Herausgeber eines lat.-deutschen Wörterbuches, des Abrogans (erstes lateinisches Wort * abrogans). Auch die ersten, bis heute erhaltenen Fresken im dt. Sprachraum stammen aus dieser Zeit (Kloster St. Prokulus bei Naturns).
Eine wesentliche Änderung der politischen Lage erfolgte im Jahre 1027 durch den deutschen Kaiser Konrad II (1024 - 1039) aus dem Geschlecht der Salier. Die Bischöfe von Brixen und Trient erhielten Grafschaften Tirols als Schenkungen und wurden somit Reichsfürsten. Der Bischof von Brixen erhielt das Norital (das Inntal westlich der Ziller und das Südtiroler Eisacktal bis südlich von Klausen), der Bischof von Trient die Gebiete um Trient und Bozen und den Vinschgau. Durch den deutschen Kaiser Heinrich IV (1056 -1106, aus dem Geschlecht der Salier) erhielt der Bischof von Brixen auch noch das Pustertal. Die Bischöfe gaben ihre Gebiete zur Verwaltung an weltliche Adelige weiter (Lehenswesen), die allmählich auch die Macht an sich rissen.
Die reichen Grafen von Andechs erhielten die Grafschaft im Unterinntal und das Pustertal als Lehen (12. Jhdt). Sie förderten Innsbruck (Stadtrecht 1239), starben aber 1248 mit Otto II von Andechs aus, die Gebiete gingen an die Grafen von Tirol. Die Grafen von Eppan waren Lehensmänner der Bischöfe von Trient, verloren den Kampf gegen die Grafen von Tirol, und 1165 ging die Grafschaft Bozen an Tirol. Die Grafen von Eppan starben in männlicher Linie 1273 aus. Die Grafen von Tirol sind 1141 urkundlich das erste Mal erwähnt. Sie waren Grafen im Vinschgau, Vögte von Trient und ab 1165 Grafen von Bozen. 1210 wird Graf Albertauch Vogt von Brixen, nach dem Ende der Andechs sind sie auch Grafen über deren Gebiete.
Familienbild des Herzogs IV. - Illustrationsfolge des "Schlackenwerther Codex"
Graf Albert III (1190 -1253) stirbt ohne männlichen Erben, Nutznießer waren die Grafen von Görz, da die Tochter Alberts mit Meinhard IV von GÖTZ verheiratet war (= Meinhard I von Görz-Tirol, 1253 - 1258). Unter den Grafen von Görz-Tirol entwickelte sich das Landesfurstentum. Während dieser Zeit herrschte rege Bautätigkeit, unzählige Burgen entstanden. In Hocheppan sieht man auf Fresken die ersten Tiroler Knödel. Auf der Zenoburg bei Meran kann man den ältesten Tiroler Adler bewundern (Steinrelief beim Portal). Auch das Stammschloß Tirol, erbaut ca. 1140, hat herausragende Portalplastiken. Auch die erste bildliche Darstellung von Südtirol stammt aus der Zeit um 1200 und befindet sich auf Fresken in der 1142 geweihten Kirche St. Jakob in Grissian (Abrahams Wanderung, im Hintergrund die Dolomiten). Nicht vergessen sollte man auf den bedeutendsten Minnesänger dieser Zeit, auf Walther von der Vogelweide (um 1170 - ca. 1229).
Die Keimzelle des Landes Tirol bildete das sog. Burggrafenamt, ein Gebiet, das Teile der Grafschaft Vinschgau umfaßte. Tirol wurde ursprünglich der Steig bzw. Verbindungsweg zwischen Vinschgau und'Passeier genannt, dann bezeichnete man das Dorf, das als Siedlung auf der Hochfläche entstand, als Tirol, bis endlich das Schloß Tirol von den Grafen von Vinschgau errichtet wurde. Graf Meinhard von Görz-Tirol (1258-1295) wird als Schöpfer Tirols bezeichnet. Unter ihm wird erstmals der Geschlechtername Tirol auch für das Gebiet verwendet. 1271 heißt es in einer Urkunde "Comitatus et Dominium Tyrolis" (Grafschaft und Landschaft Tirol), aus dem "Land im Gebirge" des 8. Jhdts. wird die "Landschaft Tirol".
Graf Meinhard II erhielt 1286 auch das Herzogtum Kärnten, doch seine Macht dauerte nicht allzu lange. Er starb 1295 und hinterließ drei Söhne, von denen Ludwig bereits 1305 und Otto 1310 starben. So lastete Sie ganze Verantwortung auf Heinrichs Schultern, doch auch er starb 1335 ohne männlichen Erben, seine Gebiete vermachte er seiner Tochter Margarete, die den Beinamen Maultasch erhielt (Lebensdaten 1318 -1369). In zweiter Ehe heiratete sie Ludwig von Brandenburg, den Herzog von Bayern, der im "Großen Freiheitsbrief' von 1342 alle Rechte der Tiroler Stande, die ja bereits ab dem 10. Jhdt. Mitspracherecht besaßen, anerkannte. Diese Rechte wurden durch spätere Landesordnungen bestätigt. 1361 stirbt Ludwig, und da 1363 auch sein einziger Sohn Meinhard III starb, entschloß sich Margarete Maultasch, ihre Gebiete Rudolf IV, "dem Stifter", (1358 -1365) aus dem Hause Habsburg zu vermachen. So kam 1363 Tirol bzw. Südtirol an Habsburg und blieb Teil des Habsburgerreiches bis 1918. Nur die Bistümer Brixen und Trient bewahrten als Reichsstädte ihre Selbständigkeit. Margarete zog sich aus dem politischen Leben zurück und starb 1369.
Bedeutende Vertreter der Habsburger (leopoldinische Linie) waren:
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„Ein Volk, das um nichts anderes kämpft, als um sein natürliches und verbrieftes Recht, wird den Herrgott zum Bundesgenossen haben!“ (Flugblatt von Zernez - 1961) |