Die Arbeitsaufgaben des Verbandes der Südtiroler in Oberösterreich
Der neu gegründete Verband übernahm die Wahrung sämtlicher Interessen der Landsleute. Zu dieser Zeit gab es 25 Vertrauensstellen in ganz Oberösterreich, die ca. 4500 Südtiroler betreuten. Aus legistischen Gründen durften dem Verband als ordentliche Mitglieder nur Personen beitreten, deren Einbürgerungsurkunde eine Kennziffer zwischen 100.000 und 800.000 hatten bzw. Kanaltaler waren. Bereits 3 Monate nach der Gründung hatte der Verband 1559 ordentliche Mitglieder, die einen Mitgliedsbeitrag von S 1,--monatlichen leisteten.
Die Mitgliederzahl stieg stetig, und die Hilfsbereitschaft war enorm. So wurden z.B. Sach- und Geldspenden nach Innsbruck geschickt, um den von einem Brand im Lager Eichtal bei Hall Geschädigten zu helfen.
Auch waren die Fragen für die Rückwanderung zu klären. Viele Besprechungen mit dem damaligen Außenminister Gruber, der sich sehr für die Südtirolprobleme einsetzte, waren zu führen. Man hatte hier viele Schwierigkeiten zu lösen: Die Staatsbürgerschaft, die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Rückwanderer und die Unterstützung durch Südtirol, das ja selbst nicht auf Rosen gebettet war. Im Juni 1947 machte man den Versuch, zumindest Südtiroler Kriegsinvalide, die Verwandte in Südtirol hatten, rückzuführen. Es wurden Formulare ausgefertigt, die Zusage einer Rückführung blieb aber noch offen. Erholungsaufenthalte in der Schweiz für Tuberkulose bzw. anderweitig erholungsbedürftige Kinder hatten mehr Erfolg.
Man nahm sich ganz besonders der Jugend an und hielt am 12.Juli 1947 eine Jugend-Versammlung ab. Ziel der Jugendgruppe war es, die Heimatliebe und die Heimatverbundenheit neu zu wecken bzw. zu stärken und zu erhalten. Parteipolitik war verpönt. Der Verband musste oft um Unterstützung bitten, da die Kasse sich immer wieder durch Hilfsaktionen erschöpfte. Man ersuchte die einzelnen Bezirksstellen, Veranstaltungen abzuhalten, die nicht nur den Südtirolern vorbehalten waren, um mit freiwilligen Spenden Geld in die leeren Kassen zu bringen. Im Jänner 1948 kam aus Südtirol eine Obstspende. 1800 kg Äpfel verteilte man an die Kinder der Mitglieder. Außerdem schickte Südtirol 25hl (2500 l) Wein, von denen 500 l an Oberösterreich entfielen. Der Wein wurde im Rahmen von Veranstaltungen ausgeschenkt, wobei alte und kranke Südtiroler bevorzugt wurden.
Immer wieder taucht als wichtigstes Problem die Revision der Option auf. So wurde während der ganzen Dauer der Verhandlungen an folgenden Zielen festgehalten:
- Die Rückkehr der abgewanderten Landsleute in die alte Heimat ist kein Gnadenakt, sondern unser Recht, das in Anspruch genommen wird.
- Es wird Anspruch auf ausnahmslose Rückkehr aller Abgewanderten gestellt.
- Die Forderung auf eine möglichst rasche Durchführung der Rücksiedlung.
- Die Verhandlungen sollen so rasch als möglich beendet werden.
Der Mangel der Staatsbürgerschaft machte sich natürlich bei der Ausstellung der Pässe und Passierscheine geltend und daher auch bei Gesuchen um Einreise nach Südtirol. Im Juli 1948 erhielten die Südtiroler endlich vorläufige österreichische Pässe. Ab November 1948 war es mit dem provisorischen österreichischen Pass wieder möglich, nach Südtirol einzureisen.
Bis 1948 war es erschwert möglich, Anträge auf Rückwanderung zu stellen. Allerdings wurden z. B. von 1500 bis 2000 Anträgen ca. 250 Fälle der zuständigen Kommission vorgelegt. Es dürften jedoch ca. 40% ungünstig entschieden worden sein. Viele Anträge mussten gestellt und ein Papierkrieg mit den Behörden ausgefochten werden. Hauptaufgabe des Verbandes war es, den Optanten Hilfestellung zu leisten und nicht die Entscheidung FÜR oder GEGEN die Rückwanderung abzunehmen.
Endlich konnten Transporte mit Rückreisewilligen zusammengestellt werden
Für einen Transport von 78 Teilnehmern wurden z.B. 1950 folgende Lebensmittel zusammengestellt:
- 1,75 kg Kristallzucker
- 3,12 kg Fettkäse
- 0,78 kg Linde-Kaffe
- 0,20 kg Trockenmilch
- 1,75 kg Butter
- 58,50 kg Dauerwurst
- 39,00 kg Schwarzbrot
- 0,06 kg Marmelade
- 4 Stk Semmeln
Ab März 1952 konnten keine Transporte mehr zusammengestellt werden, da die erforderliche Mindestzahl nicht mehr aufgebracht wurde. Die Rücksiedler reisten als Einzelreisende, wobei ihnen die gleichen Bedingungen wie den Transporten zuteil wurden (z.B. Fahrt und Fracht bis Brenner gratis). Auch alle nötigen Vorarbeiten wurden von den Dienststellen des Verbandes erledigt.
Um einen kleinen Einblick in die Arbeit des Verbandes zu dieser Zeit zu bekommen, sind nachstehend einige Zahlen angeführt. Im Jahr 1951 wurden 600 Briefe geschrieben, 400 Telefongespräche mit Ämtern und Behörden geführt und 800 Landsleute haben in der Verbandskanzlei vorgesprochen, um sich hier Rat, Auskunft und Hilfe zu holen.
26 Familien mit 97 Personen und 11 Einzelpersonen wurde bei der Rücksiedlung nach Südtirol geholfen und für diese Personen wurde eine Rücksiedlerbeihilfe von S 16.000,- bewilligt. Durch die Rückwanderung und andere Umstände ist die Mitgliederzahl von 4500 (1946) auf 3300 (1953) gesunken. Das Leben in Österreich normalisierte sich langsam und nachdem die Rücktransporte weitgehend abgeschlossen waren, wurde auch der Arbeitsaufwand für den Verband weniger. Es blieb aber trotzdem noch ein großes Arbeitspensum. Vor allem mussten Rentenanträge ausgefüllt werden.
Für viele Südtiroler war das sehr schwierig, da die Anträge in italienischer Sprache abgefasst waren. Für die Erlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft mussten Gesuche ausgefertigt und Abschriften der notwendigen Dokumente hergestellt werden. 1957 waren noch etwa 40 Familien mit italienischer Staatsbürgerschaft in Oberösterreich, die aber nach Südtirol rücksiedeln wollten. Alle anderen Südtiroler in Oberösterreich hatten die Österreichische Staatsbürgerschaft erworben und sind damit endgültig in Oberösterreich sesshaft geworden.
Ernste Schwierigkeiten bei der Staatsbürgerschaftsverleihung hat es in Oberösterreich dank der großzügigen Einstellung der OÖ Landesregierung kaum gegeben. Die Intervention des Verbandes bei der Landesregierung in einzelnen Fällen waren stets erfolgreich. Zum ersten Mal tauchte 1958 die Frage des Weiterbestandes des Verbandes auf. Man konnte sich aber dahingehend einigen, dass der Verband unter anderen Voraussetzungen (Frau Eva Dorninger war von 1957 – 1962 in der Kanzlei tätig) weitergeführt wird. Inzwischen sind aus den 25 Vertrauensstellen eine Landesstelle in Linz und je eine Bezirksstelle in Steyr und Wels geworden. 1965 wurde die Dienststelle des Verbandes endgültig aufgelöst.
So wurde die Geselligkeit in den Vordergrund gestellt. Mann wollte mit Diavorträgen über Südtirol, Weihnachts- und Muttertagsfeiern, kleinen geselligen Kränzchen, Ausflügen und dergleichen mehr eine gewisse Zusammengehörigkeit zum Ausdruck bringen. Besonders erwähnenswert ist an dieser Stelle die Arbeit von Fam. Costa, die sich sehr der Jugend annahm. Bei vielen Gelegenheiten tanzte die junge Schuhplattlergruppe zur Freude der Anwesenden. Die Sängergruppe, unter Leitung von Fr. Irrion erfreute bei vielen Veranstaltungen die Mitglieder. Die inzwischen zu einem Fixpunkt im Jahresablauf gewordene Köschtenpartie, wurde damals schon ins Leben gerufen.
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